Babytrage, Tragetuch, Rückentrage, Ringsling, Bauchtrage oder Tragesack – die Auswahl an Tragehilfen für Babys scheint unendlich. Egal, für welche Art von Trage man sich am Ende entscheidet, sie sind ein Geschenk des Himmels: Schreiende Babys beruhigen sich in der Trage meistens ganz schnell, man muss nicht immer den sperrigen Kinderwagen mit sich herumschleppen und das Gefühl sein kleines, warmes Baby so nah bei sich zu haben ist herrlich!
Mittlerweile ist wissenschaftlich erwiesen, dass Babys, die häufig und eng am Körper ihrer Eltern getragen werden, weniger schreien, zufriedener sind, sich besser entwickeln und eine engere Bindung knüpfen.
Kein Wunder also, dass zwei Drittel der Weltbevölkerung ihre Babys nah am Körper tragen und nicht in den Kinderwagen packen.
Die älteren Generationen beharren trotzdem noch immer gerne darauf, dass der Kinderwagen – speziell in den ersten Monaten – das Beste sei, da er den Rücken des Babys schone. Solange die Trage aber den physiologischen Ansprüchen eines Babys entspricht, passiert dem Rücken des Babys garantiert nichts. Wichtig bei jeder Tragehilfe ist, dass sie dem kleinen Körper guten Halt bietet, dass das noch wackelige Köpfchen nicht zur Seite oder nach hinten kippen kann und dass das Baby in der sogenannten Spreiz-Anhock-Haltung sitzt. Dabei sind die Beine angewinkelt, während die Knie gespreizt auseinander zeigen.
Tragetücher und die meisten Babytragen garantieren diese Sitzposition mit einem breiten Steg, auf dem das Baby bequem sitzen kann. Ein schlechtes Zeichen ist, wenn die Beine des Babys beim Tragen gerade nach unten Baumeln. Dann ist der Steg zu schmal und das geht definitiv auf die Hüftgelenke und den Rücken.
Die richtige Tragehilfe finden – das Tragetuch
Eine bewusste und überlegte Auswahl einer Tragehilfe ist also sehr wichtig. Hier einige weitere Tipps zur Auswahl und zum Umgang mit Tragen, die wir mit Hilfe unserer Expertin Hebamme Katharina Hübner zusammengestellt haben. Sie stellt fest, dass zuallererst einmal die individuellen Bedürfnisse der jeweiligen Eltern im Vordergrund stehen sollten. Ein vier Meter langes Tragetuch, das auch noch gekonnt gebunden werden muss, ist vielleicht nicht jedermanns Sache, auch wenn es die babyfreundlichste Tragevariante darstellt. Dann doch lieber eine klassische Babytrage mit schnell verstellbaren Gurten.
Allerdings ist es gar nicht so schwer, mit einem Tragetuch umzugehen, wie man am Anfang vielleicht denken mag. Es gibt einige Grundwickeltechniken, die man in weniger als fünf Minuten lernen kann. Jede Hebamme hat ein paar dieser Techniken auf Lager und wird sie den jungen Eltern, die sie betreut, bestimmt gerne zeigen. Wem das nicht ausreicht, der kann sich professionelle Unterstützung suchen: Stillberaterinnen, Hebammen, Physiotherapeutinnen oder auch Kinderkrankenschwestern bieten bundesweit Kurse zum Thema „Tragetuch“ an. Meist handelt es sich dabei um einen einzigen Nachmittag, der einem alles Wichtige im Umgang mit dem Tragetuch an die Hand gibt.
Bei der Auswahl des Tragetuchs sollte man darauf achten, dass der Stoff schadstoffarm und angenehm auf der Haut ist. Die festeren Leinenstoffe eignen sich gut für den Winter oder schwerere Babys. Für die warme Jahreszeit empfehlen sich Tragetücher aus Baumwolljersey, die sehr leicht und luftdurchlässig, aber auch sehr dehnbar sind. Bei schweren Babys kann es sein, dass man das Tuch dann zwischendurch noch einmal fester wickeln muss. Bitte darauf achten, dass manche dieser Tücher tatsächlich Gewichtsbeschränkungen haben.
Das Tragetuch kann von Anfang an verwendet werden, da es sich durch das Binden stets dem wachsenden Körper des Babys anpasst. Hebamme Katharina Hübner empfiehlt Tücher der altbewährten Marken Didymos und Hoppediz. Sie kosten zwischen 50 und 100 Euro.
Die richtige Tragehilfe finden – die Babytrage
Bei den Babytragen sollte man unbedingt auf einen guten Sitz achten. Dies gilt für das Baby sowie für Mama und Papa, denn eine schlecht sitzende Trage kann dem Träger ganz schön auf den Rücken schlagen. Für die Eltern gilt, dass die Gurte auch bei Gewicht bequem sitzen und nicht einschneiden sollten. Für das Baby gilt, wie gesagt, dass die Trage die Spreiz-Anhock-Haltung unterstützen muss und das Köpfchen durch die Trage gut gestützt sein sollte. Bei Tragen von zum Beispiel Manduca, Ergo Baby oder Bondolino ist dies so und unsere Expertin Katharina kann sie mit gutem Gewissen weiterempfehlen, auch wenn ihr Liebling definitiv das Tragetuch ist. Nicht unbedingt empfehlenswert sind Tragen von Baby Björn, da bei diesem Hersteller der Steg, auf dem das Baby sitzt, zu klein ausfällt und die Beine zu gerade herunterbaumeln.
Vor dem Kauf sollte man sich am besten die Zeit nehmen, verschiedene Tragen bei Freunden oder im Fachgeschäft auszuprobieren. Wichtig ist es auf Sitz, Handhabung der Gurte und schadstoffarmes Material zu achten. Ergo Baby und Manduca bieten sogar Modelle aus zertifizierter Bio-Baumwolle an.
Will man die Trage schon für das Neugeborene nutzen, sollte man darauf achten, dass ein sogenannter Neugeboreneneinsatz dabei ist. Mit diesem kann man schon die ganz Kleinen bequem mit sich herumtragen und muss nicht monatelang warten bis das Baby groß genug für die eigentliche Trage ist. Viele Hersteller haben trotz Neugeboreneneinsatz Beschränkungen, ab welchem Mindestgewicht das Baby in die Trage darf. Bei Manduca zum Beispiel soll das Baby erst mit dreieinhalb Kilo in die Trage gepackt werden. Dafür ist der Neugeboreneneinsatz integriert, während er bei Ergo Baby separat dazu gekauft werden muss. Die Kosten für qualitativ gute Babytragen (plus Neugeborneneinsatz) belaufen sich auf ca. 100 Euro.
Vor einer Sache warnt unsere Expertin ganz klipp und klar: Tragen, die so konzipiert sind, dass man das Baby mit dem Blick nach vorne trägt – also weg von Mama oder Papa – sind erwiesenermaßen überhaupt nicht geeignet. Sie setzen das Baby einer kompletten Reizüberflutung aus und gönnen ihm keinerlei Raum, sich an Mamas oder Papas Brust zurückzuziehen. Wenn das Baby älter ist und neugieriger auf diese Welt wird, kann man es auf der Hüfte tragen. So kann es dann selbst entscheiden, ob es den Blick nach vorne oder lieber zu den Eltern richten möchte.
Egal, wie man sich entscheidet, Tragehilfen bieten eine hervorragende Alternative bzw. Ergänzung zum Kinderwagen und sind aus dem Alltag junger Eltern nicht mehr wegzudenken.
(Autorin: Jeanine Weigand)